Das Zielfernrohr erklärt
Zielfernrohre bündeln Licht durch ein Aneinanderreihen verschiedener Linsen und leiten den Lichtstrahl zum Auge des Hindurchschauenden. Das Auge blickt durch das Okular und auf der anderen Seite ist das Objektiv auf das zu betrachtenden Objekt gerichtet. Dazwischen befindet sich das Mittelrohr, welche alle Bauteile verbindet. Der Mittelrohrdurchmesser gibt die Dicke an und ist wichtig für die Auswahl der richtigen Zielfernrohrmontage. Mit dieser wird das Zielfernrohr auf das Gewehr montiert.
Der wichtigste Aspekt eines Zielfernrohrs ist die Vergrößerungsleistung. Deshalb wird diese in der Produktbezeichnung angegeben. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Gläsern mit statischem Vergrößerungsbereich und solche mit variablem Vergrößerungsbereich. Moderne Gläser die sich heute auf dem Markt befinden, sind normalerweise variabel. Das bedeutet, dass sie über eine gewisse Grundvergrößerung verfügen können und diese stufenlos höhergestellt werden kann. Dazu zwei Beispiele: Das Sightmark Citadel 1-10x24 ist ein ZFR ohne feste Grundvergrößerung und einem variablen Vergrößerungsbereich von 1x bis 10x. Es kann also ein Bild ohne Vergrößerung darstellen oder es bis zu 10x vergrößern. Das GPO Spectra 6x 2-12x50 hingegen hat einen stufenlosen Zoom von 2x bis 12x. Dieses Glas vergrößert also immer mindestens 2-fach, kann aber bis zu 12-fach vergrößern!
Die Zahl hinter dem X im Produktnamen gibt den Objektivdurchmesser an. Das eben genannte Sightmark Citadel 1-10x24 hat also einen Objektivdurchmesser von 24mm. Je größer dieses Objektiv ist, desto mehr Licht kann durchgelassen werden und je größer ist die Austrittspupille. Dies ist der gebündelte Lichtstrahl, der durch das ZFR ins Auge geleitet wird. Hierbei ist zu beachten, dass die Bezeichnung lediglich den Außendurchmesser des Objektivglases selbst angibt, aber nicht den gesamten Außendurchmesser des Zielfernrohres. Außenwanddicke und eventuelle Gummierung muss hier beobachtet werden. Dies ist wichtig für etwa das Anbringen von Vorsatztechnik. Der Außendurchmesser wird am einfachsten durch Messen bestimmt.
Welches Zielfernrohr ist das richtige für mich?
Welches Zielfernrohr nun das Richtige ist, hängt stark von der Jagdsituation ab, in der es benutzt wird. Prinzipiell gibt es leider kein Glas für jede Jagdsituation. Es muss auf die jeweilige Jagdgelegenheit angepasst sein. Entscheidend neben der bereits erläuterten Vergrößerung ist das Sehfeld, sowie Lichtdurchlässigkeit.
Das Sehfeld beschreibt die Geländebreite, die der Betrachter sieht ohne das ZFR zu bewegen. Dies wird beim Zielfernrohr auf 100 Meter angegeben. Ein Sehfeld von 5 auf 100 Meter bedeutet also, dass auf 100 Meter Entfernung ein Ausschnitt von 5 Metern zwischen beiden Bildrändern zu sehen ist.
Das Bestimmen des Sehfeldes beim Zielfernrohr ist leider nicht so einfach und wird maßgeblich durch den Aufbau bestimmt. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Sehfeld mit steigender Vergrößerung abnimmt. In der Regel werden ZFR mit kleiner Vergrößerung (1-4x) für die Drückjagd benutzt, mit mittlerer Vergrößerung (1-12x) für Pirsch und Ansitz und hohe Vergrößerungen (5-25x) für anspruchsvolle Weitschüsse, etwa im Gebirge.
Randschärfe, Parallaxe, Lichtransmission und Absehen
Diese drei Aspekte des Zielfernrohrs sind wichtig für das Handling und die Qualität. Je hochwertiger ein Glas ist, desto höher die Randschärfe. Diese bestimmt wie weit das Bild zum Rand des Sichtbaren hin scharf bleibt oder verschwimmt. Bei geringer Randschärfe muss mit Einbußen im Sehfeld gerechnet werden, da diese verschwommen und unklar sind.
Blickt man nicht 100% gerade durch eine Zieloptik, sondern etwas schräg, entsteht die sogenannte "Parallaxe" - ein Zielfehler. Der Schütze zielt in Folge nicht dorthin, wo sich das Ziel letztlich befindet. Jedes Zielfernrohr ist aber nur bis zu einer bestimmten Entfernung parallaxefrei. Das bedeutet, dass bei dieser Entfernung das Bild des Objekts genau in der Ebene des Absehens abgebildet ist. Dies liegt meist zwischen 10 und 100 Meter. Für alle anderen Entfernungen kann die Parallaxe auftreten. Manche Gläser, meist von der teureren Sorte, verfügen über eine extra Verstellmöglichkeit, um den Parallaxefehler bei unterschiedlichen Schussentfernungen zu verhindern. Hiermit kann also der Parallaxefehler auf die gewünschte Schussentfernung korrigiert werden. Des Weiteren kann mit Hilfe des Ausgleichs die Bildschärfe nachreguliert werden.
Ein weiteres Entscheidungsmerkmale für das ideale ZFR sind Lichttransmissionswerte. Diese bestimmen die Lichtdurchlässigkeit des Glases. Eine hohe Lichtdurchlässigkeit ist entscheidend für die Jagd im Zwie- und Dämmerlicht. Um auch noch beim letzten Restlicht jagen zu können, bedarf es hoher Transmissionswerte. Diese werden durch das Beschichten der verbauten Linsen erreicht. Das Beschichten bzw. mehrfachbeschichten von Optiken ist aber aufwändig und teuer. Gläser mit hohen Transmissionswerten haben meist ein deutlich höheres Preisschild, als ZFR mit geringeren Werten.
Wir empfehlen unseren Kunden bei der Erst- oder Neuanschaffung von Zielfernrohren immer mit zu bedenken, ob Nacht- oder Wärmezieltechnik vorhanden oder geplant ist. Wird z.B. ein Wärmebildvorsatzgerät verwendet, sind Lichttransmissionswerte schlichtweg egal, da das Vorsatzgerät diese Aufgabe übernimmt. Investiert man also in eine gute Technik können Abstriche beim Zielfernrohr gemacht werden ohne dass sich dies nachteilig auf das Jagdgeschehen auswirken würde. Hierzu beraten wir Sie gerne.
Der letzte zu diskutierende Punkt ist das Absehen, landläufig auch "Fadenkreuz" genannt. Es ist die waffentechnische Markierung, die auf ein Ziel ausgerichtet wird. Das Absehen kann sich im ZFR auf verschiedenen Bildebenen befinden. Auf der ersten Bildebene oder Objektivebene (auch FFP "First Focal Plane" genannt) vergrößert sich das Absehen beim Vergrößern mit. Bei hohen Vergrößerungen kann es so mitunter das Ziel überdecken. Befindet sich das Absehen auf der zweiten Bildebene oder Okularebene (auch "Second Focal Plane" genannt) vergrößert sich lediglich das Ziel, aber das Absehen bleibt gleich.
Neben unterschieden in der Position des Absehens im Glas gibt es verschiedene Darstellungen. Bei der Jagd sind die folgenden Absehen üblich: Absehen 1, 4, 4A, 6 und 8, sowie Diavari (Normalabsehen). Sie zeichnen sich durch unterschiedliche Formen und dicken des Fadenkreuzes ab. Grundsätzlich eignen sich dickere Balken des Fadenkreuzes für schlechtere Lichtverhältnisse und ein feines Fadenkreuz für gute Lichtverhältnisse. Darüber hinaus werden viele Zielfernrohre mittlerweile mit beleuchtetem Absehen oder einschaltbarem Leuchtpunkt angeboten, so dass das Absehen bei allen Lichtverhältnissen gut zu erkennen ist.